Diagnose

Diagnose – Früherkennung 2022

Diagnose

Prostata Früherkennungs-Untersuchungen. Das Europäische Parlament behandelt dieses Thema bis 2022. Unserem europäischen Dachverband Europa Uomo ist es gemeinsam mit ECPC (European Cancer Patient Coalition), der EAU (European Association of Urology), ESO (European School of Oncology), den Strahlenbehandlern und MEP’s (Member of European Parliament) gemeinsam gelungen unsere Forderung auf die europäische Agenda zu setzen. Damit geht ein langgehegter Wunsch von uns Patienten in Erfüllung.

Das große Problem war und ist der PSA Test. Mit Einführung des PSA Tests wurden die Sterbefälle des Prostatakrebses unwahrscheinlich reduziert. Aber es wurden auch viele Fälle von Überdiagnosen und Übertherapien produziert. Auf EAU Kongressen sprachen Urologen von Verstümmelung von Männern.  Aber es kommen auch immer wieder Unterdiagnosen vor. Das heisst die bei der Biopsie festgestellte Aggressivität ist geringer als die Aggressivität von der entfernten Prostata nach der Operation. Das ist uns schon mehrmals von unseren Mitgliedern berichtet worden. 

Es gibt auch die Forderung von Urologenseite den ersten PSA Test mit 40 Jahren zu machen. Ist er unter 1,0 sollte der nächste Test erst nach 8 Jahren wiederholt werden.

Die Amerikaner machten eine Studie, die feststellen sollte ob mit PSA Tests die Todesrate bei Prostatakrebs reduziert wird. Es gab zwei Arme. Einer mit Männern die PSA Tests machten und einen zweiten Arm in dem Männer ohne PSA Test sein sollten. Das Ergebnis wurde 2018 veröffentlicht und es gab absolut keinen Unterschied zwischen den zwei Armen. Später kam heraus, dass auch die Männer im nichtgetesteten Arm PSA Tests machten. So wurden zwei gleiche Arme verglichen und oh Wunder es gab keinen Unterschied. Die Studie musste zurückgenommen werden, aber sie wird noch immer von Gegnern des PSA Tests angeführt.

Eine gute und genaue Diagnose des Prostatakrebses steht und fällt mit guter, genauer Bildgebung. Hier gibt es in der Zwischenzeit die MRT (Magnet Resonanz Tomographie). Hier können mit einem starken Magnetfeld sehr scharfe Bilder gewonnen werden und wenn krebsverdächtige Läsionen vorliegen muss eine Biopsie gemacht werden.

Vielleicht ist „active surveillance“ (AS), die aktive Überwachung, vernünftig und verantwortungsvoll eingesetzt, die Lösung zur Vermeidung von Überbehandlungen. 

Bei AS wird der Patient nicht aktiv behandelt, sondern er muss alle drei Monate beim Urologen den PSA Wert bestimmen lassen und alle ein bis drei Jahre eine Biopsie haben. Bei Ansteigen der Werte muss aktiv behandelt werden. Mit AS können Patienten bis zu ihrem Tod ohne aktive Behandlung leben.

Es ist EUomo gelungen gemeinsam mit ECPC, der EAU und Abgeordneten des Europäischen Parlaments Krebs auf die Agenda  des Europäischen Parlaments zu setzen. „European Cancer Plan: the road to screening opens up“. Bis 2022 sollen weitere Krebsarten einem Früherkennungsprogramm zugeführt werden und damit auch der Prostatakrebs, der häufigste Krebs bei Männern in Europa mit der zweithäufigsten Todesrate. Damit wird uns ein langgehegter Wunsch und Forderung gegen den Widerstand von vielen Seiten erfüllt!

Ein Zitat unseres Vorsitzenden von EUomo Andre Deschamps: “Laut den letzten Informationen und Daten gibt es für Politiker keine Entschuldigung mehr die Früherkennung nicht zu unterstützen. Tun sie dies nicht, machen sie sich für mehr Prostatakrebstote schuldig und den unnützen Verlust von Lebensqualität“.

Es liegt jetzt an der EAU Leitlinien in den verschiedenen Landessprachen der EU zur Früherkennung des Prostatkrebses zu erstellen. Europa ist ein vielsprachiges Staatengebilde. Wir wünschen uns ein gutes Ergebnis von den Urologen der EAU in Zusammenarbeit mit Europa Uomo.

MAGNETRESONANZTOMOGRAPHIE

Mit einer Magnetresonanztomographie (MRT/MRI) kann man auf einfache Art ins Köperinnere sehen und Prostatakrebsherde bildlich darstellen. Es werden keine Röntgenstrahlen verwendet, sondern ein Magnetfeld und Radiostrahlen. Damit können klare Bilder erzeugt werden. Mit einer MRT könnten in Zukunft digital rektale Untersuchungen (DRU/DRE) nicht mehr notwendig sein. Die digital rektale Untersuchung, mit dem Finger über den Enddarm die Prostata abzutasten, finden viele Männer mehr als unangenehm. In manchen Fällen ist sie der Grund nicht zum Urologen zu gehen. Eine MRT Untersuchung liefert genauere Ergebnisse als eine DRU (Tastuntersuchung) Untersuchung!

PSA-Test

Hierbei wird das Prostataspezifische Antigen (PSA) aus einer Blutprobe bestimmt. Das PSA ist ein Eiweiß, das von Zellen der Prostata gebildet wird. In geringen Mengen tritt das PSA auch ins Blut über. Der Normalwert liegt bei gesunden Männern im Bereich von null bis zweieinhalb Milliardstel-Gramm (Nanogramm, ng) pro Milliliter (ml) Blut. Bei einem Prostatakarzinom ist die PSA-Konzentration im Blut meist erhöht.

Der PSA-Wert hat keinen einheitlichen Normalwert. Stattdessen werden unterschiedliche altersabhängige Normalwerte angegeben, die jedoch immer im Kontext des Patienten gesehen werden müssen (Vorwerte, Symptome, etc.). Die Altersspezifische Referenzwerte nach Oesterling von 1993 wurden in den Deutschen Leitlinien durch niedrigere Referenzwerte ersetzt (siehe Tabelle).

Alter (Jahre)PSA-Obergrenze (ng/mg)
40-492,5
50-593,0
60-694,0
70-795,0

Mindestens 24 Stunden vor einer PSA Bestimmung sollte auf Radfahren und Reiten, Samenerguss, rektale Untersuchungen verzichtet werden, da in diesen Fällen der Wert erhöht ist.

Ein erhöhter PSA wert kann auf eine gutartig vergrößerte Prostata (BPH), eine Prostataentzündung und auch auf Prostatakrebs hinweisen. Eine genaue Diagnose auf Krebs kann nur eine anschließende Biopsie geben. Sie stellt exakt fest, ob es sich um Krebs handelt und wie aggressiv (Gleason Score) dieser ist.

GLEASON SCORE

Der Gleason Score dient als Wert der Aggressivität bei Prostatakrebs. Ein höherer Wert deutet auf einen aggressiveren Tumor und eine schlechtere Prognose hin. Es werden zwei Werte gemessen (der häufigste und der höchste Wert) und dann zusammengezählt, wobei erst ab einem Wert von 3+3=6 ein Karzinom vorliegt.

1. gut differenziertkleine, gleichmäßige Drüsen
2. gut differenziertmehr Zwischenräume zwischen den Drüsen
3. moderat differenziertdeutliche Infiltration von Zellen aus den Drüsen
an den Rändern
4. schlecht differenziertunregelmäßige Massen von neoplastischen Zellen mit wenigen Drüsen
5. schlecht differenziertfehlende oder gelegentliche Drüsen
Gleason ScorePrognoseHäufigkeit
6 = 3 + 3niedriges Risiko50%
7a= 3 + 4mittleres Risiko25%
7b= 4 + 3mittleres Risiko-´´-
8 = 3 + 5hohes Risiko25%
8 = 5 + 3hohes Risiko-´´-
8 = 4 + 4hohes Risiko-´´-
9 = 4 + 5hohes Risiko-´´-
9 = 5 + 4hohes Risiko-´´-
10 = 5 + 5hohes Risiko-´´-

Der Gleason Score wird zunehmend von der neueren ISUP Klassifizierung abgelöst, die auf dem Gleason Score basiert und die Aggressivität in 5 Grade unterteilt.

ISUP 1 = Gleason 3+3 – niedriges Risiko
ISUP 2 = Gleason 3+4 – mittleres Risiko
ISUP 3 = Gleason 4+3 – mittleres Risiko
ISUP 4 = Gleason 3+5,5+3 und 4+4 – hohes Risiko
ISUP 5 = Gleason 4+5, 5+4 und 5+5 – hohes Risiko

Bei einem PSA-Wert von 10 und darunter und einem Gleason Score 6 und darunter handelt es sich um ein niedriges Risiko. In diesen Fällen können praktisch alle Therapien zur Behandlung durchgeführt werden.

Vor einigen Jahren kam in Europa „Active Surveillance“, die aktive Überwachung, auf. Das bedeutet eine engmaschige Kontrolle und noch keine aktive Therapie. Alle 3 Monate wird durch den Urologen der PSA-Wert kontrolliert und regelmäßige Biopsien (meist alle 1-3 Jahre) durchgeführt. Dafür erspart sich der Patient eine Operation und/oder eine Bestrahlung und hat vor allem keine dementsprechenden Nebenwirkungen. Wie auf Kongressen der Europäischen Gesellschaft für Urologie berichtet, ist diese Vorgehensweise bei einem Teil der Patienten jahrelang möglich. Dadurch können sie Ihr Leben fast ohne Einschränkungen und die Nebenwirkungen einer Behandlung weiterführen. Sie sollte bei niedrig Risiko Patienten die erste Wahl darstellen, da so die negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität minimiert werden. Bei Ansteigen des PSA Wertes und der Aggressivität muss eine Therapie begonnen werden.

Die Diagnose Prostatakrebs ist eine Ausnahmesituation für den Patienten. Ganz wichtig ist es daher, dass die Diagnose in freundlicher Umgebung und ungestört mitgeteilt wird. Bitte bei der Diagnosebesprechung soll NICHT gleich über die Therapie gesprochen werden. Dieses Gespräch sollte mit mindestens 2 Tagen Abstand durchgeführt werden. Der Patient kann einer Therapiebesprechung in seinem Ausnahmezustand meist nicht folgen. Das birgt Unsicherheiten und Risiken bei der Behandlungsentscheidung.

Wir empfehlen Ihnen zur Therapie Besprechung Ihre PartnerIn, oder eine Person Ihres Vertrauens mitnehmen. Vier Ohren hören mehr als zwei Ohren. Überlegen Sie sich, vor dem Gespräch, was Ihnen wichtig ist, notieren Sie es auf einem Blatt Papier, und nehmen Sie Ihre Notizen zur Besprechung mit. Das ist nicht so banal wie es klingt, nur so können Sie nichts vergessen.

Die Entscheidung, welche Therapie Sie in Anspruch nehmen möchten, können nur Sie und Ihr behandelnder Arzt gemeinsam fällen. Eine Arzt-Patientenbeziehung auf Augenhöhe ist wichtig. Suchen Sie einen Arzt/eine Ärztin dem/der Sie vertrauen und mit dem/der Sie gut sprechen können.

Fragen Sie Ihren Arzt wie oft er diese Behandlung jährlich macht und mit welchem Erfolg. Gehen Sie nach Möglichkeit in ein Zentrum mit entsprechendem Schwerpunkt. Je mehr Behandlungen in einer Klinik gemacht werden, umso mehr Erfahrungen gibt es in diesem Zentrum.

Denken Sie vor allem daran, wenn Sie verunsichert sind, weil z.B. die Gespräche für Sie nicht ganz klar waren, eine zweite Meinung einzuholen!

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