Mein Leben mit Krebs

Ich wurde 1941 in Krakau als erster Sohn des Kaufmanns Franz Büchler und seiner Frau Elfreda, geb. Freytag geboren. 1944 flohen meine Mutter und ich nach Bad Ischl im Salzkammergut. Februar 1955 übersiedelten wir mit meinem Bruder und meiner Schwester nach Wien.1962 heiratete ich meine Frau Susanna, geb. Rössler. Wir hatten 3 Töchter.

Die Geschichte mit Krebs begann 1978 als bei meiner Frau Susanna Brustkrebs diagnostiziert wurde. Ihr wurde die linke Brust amputiert. Nach Entlassung aus dem Spital wurde sie von ihrem Arbeitgeber „fristlos wegen Erkrankung“ entlassen. Entlassung wegen Erkrankung ging nicht, aber die Kündigung war nicht mehr rückgängig zu machen. Nach ihrer Entlassung aus dem Spital war sie 3 Wochen auf Erholung. Da sie praktisch arbeitslos war, überlegte ich, wo ich mit ihr im Oktober zur Erholung noch hinfahren könnten. Die Entscheidung fiel auf Madeira, die Blumeninsel die das ganze Jahr Frühlingstemperaturen hat. 1979 gab es im Club 2 des ORFs eine Sendung zum Thema Krebs. Die Publikumsreaktion war so gewaltig, dass der ORF ein geschlossenes Gasthaus im 3. Bezirk mietete, wo sich Krebspatienten kennenlernen und austauschen konnten. Susanna wünschte sich dass ich sie begleite und nahm an diesem Treffen auch teil. Dort fanden sich um Frau RR Martha Frühwirt Brustkrebs-Patientinnen, die damals die „Frauenselbsthilfe nach Krebs“ (FSH) gründeten. Susanna bat mich sie bei den Veranstaltungen der FSH als ihr Partner zu begleiten. So ergab es sich, dass ich Rechnungsprüfer der FSH wurde. Das waren meine „Lehrjahre“ in einer medizinischen Selbsthilfegruppe.

1993 wurde mir bei einem Spitalsaufenthalt, wegen einer Kleinigkeit – eines Narbenbruchs, als Zufallsbefund ein Prostatakrebs, wie ich jetzt weiß, ein Hochrisikokrebs (PSA 27,4 mit 52 Jahren) diagnostiziert. Nach der Operation war ich 3 Wochen auf Erholung in Diex in Kärnten. Martha Frühwirt kam dann sofort zu mir und sagte:“ Jetzt gründest du eine Sebsthilfegruupe für Prostatakrebs Patienten“, meine Antwort war, ich bin ja nicht verrückt!
1997 war es aber doch soweit. Gemeinsam mit Herrn Prim.Univ.Prof.Dr. Otmar Zechner von der Urologie des Wilheminenspital gründete ich die „Selbsthilfe Prostatakrebs“ (SHP). Das erste Treffen konnten wir auf Radio Wien und Nieder Österreich in Morgensendungen bewerben. Von den Printmedien brachte die Presse eine Ankündigung. Ich war bei diesem Termin gespannt, ob überhaupt jemand kommt. Von allen Seiten hörte ich, eine medizinische Selbsthilfegruppe für Männer zu machen, sei ein Ding der Unmöglichkeit. Es kamen 30 Personen, Journalisten, Interessierte und 10 Prostatakrebs Patienten. Wir 11 Männer beschlossen die „Selbsthilfe Prostatakrebs“ (SHP) zu gründen. Beim ORF wurde ich zu einer Sendung geladen um übers Thema zu sprechen und unseren nächsten Termin, die Gründungssitzung der SHP anzukündigen. Hier waren wir schon 33 Männer und am 04. November 1997 wurde die SHP im Vereinsregister unter ZVR569770305 eingetragen. Von da an gings bergauf.

In den 80-er Jahren wurde erstmalig der PSA Wert beim PCa eingesetzt. Vorher starb fast jeder zweit diagnostizierte PCa Patient, da der Krebs zu spät gefunden wurde. Mit PSA wurde die Sterberate der PCa Patienten unwahrscheinlich reduziert. Nachteil war, dass überdiagnostiziert wurde, das heißt es wurden auch nichtgefährliche Krebse gefunden und auch behandelt – Überbehandlungen. Diese Männer wurden unnütz behandelt, man kann sagen in vielen Fällen „verstümmelt“. Von den 33 Männer die im Oktober 1997 die SHP gründeten, waren wir Drei, die zwischen 50 und 55 Jahren waren und einen PSA Wert zwischen 25 und 30 hatten. Bei Einem fiel der PSA Wert nach der Operation auf nahe Null, 6 Monate später war der Wert wieder auf 3,5. Er wurde hormonbehandelt, wurde hormonunabhängig und endete auf einer Palliativstation wo er leider verstarb. Wir zwei Anderen wurden operiert und der PSA Wert fiel auf Null. Nach einer Zeit begann der PSA Wert wieder langsam zu steigen. Ich erkundigte mich bei zwei Primarärzten was ich tun solle. Einer empfahl mir zu warten bis der PSA Wert auf 4 ist, es täte mir ja nichts weh, und dann intermittierenden Hormonentzug zu machen. Der Zweite meinte bei einem PSA Wert von ca. 0,6 – 0,8 die Loge zu bestrahlen. Das sei ein helender Zugang und ich entschied mich zur heilende Lösung. Der PSA Wert des Dritten begann trotzdem wieder zu steigen. Sein Herd war halt nicht in der Loge sondern woanders. Er bekam eine Hormonentzugstherapie, wurde auch hormonrezidiv und kam auf eine Palliativstation wo leider auch er verstarb. So habe nur ich von uns Dreien überlebt. Wir wurden viel zu spät diagnostiziert. Hormonrezidive Patienten waren damals „austherapiert“ und damit Todeskandidaten. Bei einem Männergesundheitstag in Wien fragte ich einen amerikanischen Spezialisten wann er glaube mein Krebs schon diagnostizierter gewesen ist. Er meinte zumindest 7 Jahre früher – bei mir mit 45 Jahren.

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