Therapie

TherapieDie Therapie muss wohl überlegt geplant werden. Gehen Sie mit Ihrem Urologen genau durch, was Ihnen besonders wichtig ist. Die Art der Therapie können nur Sie selbst gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt entscheiden und planen. Es sollte Ihnen egal sein, wieviele Narben Sie haben oder wie lange Ihr Klinikaufenthalt war. Wichtig für Sie ist ob Sie in einem Jahr GEHEILT sind und welche NEBENWIRKUNGEN Sie haben. Fragen Sie Ihren Arzt, wie oft er diese Methode jährlich durchführt und vor allem mit welchem Erfolg. Vielleicht kann er Ihnen sagen ob diese Angaben veröffentlicht sind.

Vor einigen Jahren wurde auf einem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Urologie in München bei einem Vortrag zum Thema Lebensqualität Herr Prof. Billroth zitiert: „Bald wird die Zeit kommen, wo auch unsere Schüler und Kollegen sich nicht mit allgemeinen Bemerkungen über diese und jene Erfolge zufrieden geben, sondern jeden Arzt für einen Scharlatan halten, der nicht im Stande ist, seine Leistungen in Zahlen auszudrücken.“

Aktive Überwachung

Bei einem niedrigem Risiko empfiehlt die EAU (European Association of Urology) nicht sofort behandeln, sondern den Patienten aktiv zu überwachen (active surveillance). Fragen Sie Ihren Urologen/in, ob er/sie Sie begleitet und mit Ihnen aktive Überwachung praktiziert. Sie sparen sich eine aktive Behandlung mit all den Nebenwirkungen, unter Umständen lebenslang. Steigt das Krebsrisiko, werden Sie einer aktiven Behandlung zugeführt, haben aber in dieser Zeit ebenfalls noch ohne Nebenwirkungen gelebt!

Die häufigsten Therapieformen sind die Operation und/oder eine Bestrahlung.

Operation

Die meisten Operationen sind über einen Bauchschnitt, seltener über den Damm. Laparoskopisch, die sogenannte Knopfloch-Operation, bei der über ca. fünf kleine Zugänge für die notwendigen Instrumente, operiert wird. Das OP-Feld wird vergrößert auf einem Bildschirm gezeigt. Die Laparoskopie ist ein Vorgänger der Roboter-assistierten radikalen Prostatektomie (die „da Vinci Operation“).

Strahlentherapie

Die perkutane Strahlentherapie (Bestrahlung von außen) und die Brachytherapie (innere Bestrahlung) können bei lokal begrenztem und lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs ohne Fernmetastasen zum Einsatz kommen, erstere zudem bei Lymphknotenbefall.
Die Strahlentherapie hat zum Ziel, die Tumorzellen durch Strahlen so zu schädigen, dass sie absterben, und gleichzeitig das umliegende, gesunde Gewebe so gut wie möglich zu schonen. Hierzu kommen verschiedene Strahlenarten  infrage. Meist wird das Zielvolumen aus den Befunden und einer CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) als dreidimensionales Computermodell erstellt. Damit lässt sich dann die Verteilung der Strahlen so planen, dass überall dort die Mindestdosis erreicht wird und die Belastung der strahlensensiblen Organe wie Harnblase und Darm unterhalb einer bestimmten Schwellendosis bleibt. Bestrahlt wird extern (von außen). Die Behandlung wird mit ca. 33 bis 35 Teilbestrahlungen, jeweils von Montag bis Freitag, durchgeführt.

Brachytherapie

Hierbei handelt es sich um eine „kurzstreckige“ Strahlentherapie (brachy = kurz), bei der ein Radionuklid (radioaktives chemisches Element) direkt in die Prostata eingebracht wird. Das Einlegen geschieht meist während eines ambulanten oder kurzen stationären Aufenthalts und zwar durch Hohlnadeln, die vom Damm aus  in die Prostata vorgeschoben werden. Ort und Dosis der Strahlung können dabei geplant, direkt gemessen und korrigiert werden.Die Bestrahlung von innen, die Brachytherapie, bei der kleine strahlende „Samenkörper“ in der Prostata verteilt werden.

Perkutane Strahlentherapie

Die Bestrahlung von außen (extern) durch die Haut (perkutan) nennt man auch externe Strahlentherapie und geschieht heute in der Regel ambulant ohne Narkose mit Hilfe eines Linearbeschleunigers. Sie soll auf Basis einer so genannten dreidimensionalen konformalen Planung erfolgen, bei der weniger Spätkomplikationen (s.u.) auftreten. Diese Technik ermöglicht auch eine Dosiserhöhung, was die Ergebnisse verbessert, aber mit einem größeren Komplikationsrisiko verbunden ist.

Die Ergebnisse von Operation und Bestrahlung sind ähnlich. Ein Unterschied ist, dass nach einer Operation bei einem PSA Rezidiv (einem ansteigenden PSA Wert) noch bestrahlt werden kann, nach einer Bestrahlung kann nur sehr schwer operativ nachbehandelt werden, da das Gewebe vom Bestrahlen brüchig ist. Bei einer Operation treten die Nebenwirkungen sofort auf, diese bessern sich aber meist mit der Zeit. Nach einer Bestrahlung treten die Nebenwirkungen zeitverzögert auf und bessern sich in weiterer Folge kaum.
Nach einer Operation sollte der PSA Wert Null sein, und nach einer Bestrahlung sehr niedrig, wobei es für die Bestrahlung keine absoluten Grenzwerte gibt die mit Sicherheit einen Therapieerfolg beschreiben.

Chemotherapie

Die Behandlung mit Zytostatika (Zellgifte) wird in der Regel bei Prostatakrebs durchgeführt, der Androgen-unabhängig geworden ist und zumeist bereits Metastasen gebildet hat. Dabei unterscheidet man eine Erst- und eine Zweitlinientherapie. Unter Chemotherapie versteht man eine Behandlung mit Medikamenten, die Krankheitserreger oder Tumorzellen möglichst ohne Schädigung anderer Zellen in ihrem Wachstum hemmen oder abtöten.
Weil das Prostatakarzinom sehr langsam wächst, sind Zytostatika oft nur wenig wirksam. Eine dauerhafte Heilung ließ sich damit bisher nicht erreichen, auch nicht mit anderen Chemotherapeutika oder Kombinationsbehandlungen. Ziel ist deshalb insbesondere eine Steigerung der Lebensqualität durch Linderung von Schmerzen und Verbesserung des Allgemeinzustands. Es gibt noch keine allgemeinen Empfehlungen dazu, wann der optimale Zeitpunkt zum Einsatz der Chemotherapie ist, welche Mittel verwendet werden sollen und ob die Behandlung unterbrochen werden kann. Diese Fragen sowie die Vorteile und möglichen unerwünschten Wirkungen sind immer anhand der Befunde und der individuellen Situation des Betroffenen zu klären.

Weitere lokale Therapien

Auch mit noch experimentellen Verfahren wie der Kryotherapie, dem HIFU (Ultraschall) und der Hyperthermie lässt sich Prostatakrebs lokal behandeln. Sie gelten als minimal invasiv, sind aber noch Gegenstand der Forschung. Seit Jahren werden neue, minimal invasive (wenig eingreifende) Methoden zur lokalen (örtlichen) Behandlung des Prostatakarzinoms entwickelt wie die Kryotherapie, die HIFU-Therapie und die Hyperthermie (s.u.). Im Idealfall sollten sie bei gleich guten Ergebnissen weniger Risiken und Nebenwirkungen haben als die bisherigen Standardmethoden, die radikale Prostatektomie und die Strahlentherapie.

Weitere systemische Therapien

Eine allgemeine Behandlung mit neuen Verfahren wie der Target-Therapie und der Immuntherapie kann bei einem Androgen-unabhängigen Prostatakrebs versucht werden, jedoch nur im Rahmen von Studien. Im Gegensatz zur lokalen wird bei der systemischen Therapie der gesamte Körper (das System) behandelt. Bei Prostatakrebs erfolgt eine systemische Therapie in der Regel dann, wenn der Tumor wahrscheinlich oder nachgewiesenermaßen nicht mehr auf die Prostata begrenzt ist.

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